Ein Mann, hilflos hinter eine roten Folie (Quelle: IMAGO | peopleimages.com)
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Ängste und Phobien - Ihr wollt nicht mehr zur Schule unter Leute, in die Uni oder zum Feiern in den Club? Ab wann aus Angst eine Sozialphobie wird und welche Möglichkeiten ihr habt, im Ernstfall Hilfe zu finden, erfahrt ihr hier.

Schon krass: Die Kaufmännische Krankenkasse meldet, dass sich bei Menschen unter 30 Jahren in den letzten zehn Jahren die Zahl der Angststörungen mehr als verdoppelt hat... vor allem auch durch Corona, Kontaktbeschränkungen und Homeschooling.

Aber ab wann wird aus Angst oder weniger Lust auf Leute eine ernstzunehmende Phobie?

Natürlich habt ihr nicht unbedingt gleich 'ne Sozialphobie, nur weil ihr es vielleicht mal nicht fühlt im dichten Gedränge aufm Weihnachtsmarkt zu chillen. Wenn man sich aber über längere Zeit immer mehr zurückzieht und sich das auch aufs Leben auswirkt, wird's bedenklich, sagt Prof. Dr. Ulrike Lüken. Sie ist Leiterin der Spezialambulanz für Angststörungen an der Berliner Humboldt-Uni.

Dann schafft ihr vielleicht die Uni nicht, weil ihr die Kurse nicht besucht oder findet keine:n Partner:in, weil ihr nicht mit anderen feiern gehen könnt. Wenn die Angst also direkte Auswirkungen aufs Leben hat, dann wird's zur ernsten Krankheit und professionelle Hilfe ist nötig.

Und wenn ihr das bei euren Freund:innen beobachtet, dann rät Prof. Dr. Lüken, mal ganz offen zu fragen, "Wie geht's dir eigentlich?" und auch eine Weile zuzuhören. Denn das Rausholen aus der Isolation ohne Druck hilft oft mehr, als mit der Tür ins Haus zu fallen und nach möglichen Therapieplätzen zu suchen.

Und talking about Therapieplatz: Wie findet ihr den?

Auch wenn inzwischen für eine Erstberatung keine Überweisung von Hausärzt:innen mehr nötig ist, ist es sinnvoll sich erstmal dort zu melden. Im besten Fall kann euch eure/euer Hausärzt:in nämlich einen Kontakt vermitteln oder zur Überbrückung erstmal ein Medikament verschreiben, sagt Prof. Ulrike Lüken von der HU.

Inzwischen gibt es sogar wissenschaftliche Apps, die von Ärzt:innen verschrieben werden können und ganz gute Tipps zur Selbsthilfe geben, während man auf die eigentliche Therapie wartet.

Denn generell ist es zwar so, dass die Krankenkassen psychisch Erkrankten eine Therapie ermöglichen müssen. Das Problem ist aber, dass nur die Hälfte der Psychotherapeut:innen in Deutschland auch Kassenpatient:innen annehmen. Das heißt oft: Lange warten oder selber draufzahlen.

Ihr könnt euch aber auch an Ausbildungsambulanzen wenden, so wie die an der HU Berlin, die Prof. Dr. Lüken leitet. Da gibt's oft noch freie Plätze. Frau Lüken sucht sogar noch Leute für ein Forschungsprojekt, die an spezifischen Ängsten leiden. Mehr Infos dazu findet ihr hier: Forschungsprojekt von Prof. Dr. Lüken

Unter fritz.de/hilfe haben wir euch viele weitere Anlaufstellen aufgelistet, wenn es euch oder jemandem in eurem Umfeld gerade nicht gut geht.

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